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eMag Dr. Rohleder

Je größer die Füllung, desto geringer die Gefahr, dass die Karies wiederkommt – nach dieser Devise wurden jahrzehntelang kariöse Zähne behandelt. Und dabei wurde unwiederbringlich wertvolle Zahnsubstanz zerstört. Heute weiß man, wie wichtig es ist, die eigenen Zähne so lange wie möglich zu erhalten. Denn ein eigener Zahn und seine Eigenschaften sind durch kein noch so gutes künstliches Material zu ersetzen. Minimalinvasive Verfahren verursachen meist nur geringe Schäden. Deshalb wird in der zahnmedizinischen Behandlung nicht nur viel Wert auf Prophylaxe und den Erhalt der Zahnsubstanz gelegt. Wenn doch einmal ein Eingriff vorgenommen wird, geschieht der heutzutage so schonend wie möglich – mit sogenannten minimalinvasiven Verfahren. Minimal- invasiv steht dabei für geringere Schäden, die durch den Eingriff selbst am Zahn entstehen, und dadurch auch für geringere Risiken bei der und durch die Behandlung. Wichtig ist es, so früh wie möglich Schäden zu erkennen und zu reagieren. „Als Zahnarzt versuche ich zum Beispiel, die Karies schon in einem Stadium zu erkennen, in dem man sie noch ohne zu bohren zum Stillstand bringen kann. Wenn das gelingt, ist das natürlich die zahnschonendste Behandlung. Dazu ist es aber auch wichtig, dass unsere Patienten regelmäßig zur Kontrolluntersuchung kommen“, sagt Professor Petra Hahn von der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie an der Universitätsklinik Freiburg. „Wenn es aber wirklich nicht ohne Bohrer geht, dann haben wir für die Versorgung heute sehr schonende Methoden zur Verfügung.“ Wird Karies sehr früh behandelt, kann sie ganz ausheilen. In vielen Fällen hilft bei einer frühen Erkennung schon das Remineralisieren. Damit kann die Karies entweder ganz ausgeheilt oder zumindest zum Stillstand gebracht werden. „Wir legen sehr viel Wert darauf, gesunde Zahnsubstanz, soweit es möglich ist, zu erhalten. Früher hat man schon viel eher zum Bohrer gegriffen und eine Füllung gemacht, für die viel gesunde Zahnsubstanz geopfert werden musste“, sagt Petra Hahn. Schonend behandeln Muss der Zahnarzt tatsächlich bei einem beginnenden Defekt wie zum Beispiel der Karies den Bohrer in die Hand nehmen, bedient er sich moderner Techniken, um so wenig wie möglich von der noch gesunden Zahnsubstanz zu verlieren. Karies weicht die Zahnhartsubstanz auf. Der Zahn ist an den kranken Stellen also weicher als an den gesunden. Hier kommen sogenannte intelligente Bohrer zum Einsatz (siehe Seite 13). Weitere minimalinvasive Ansätze werden derzeit erprobt. Es gibt aber auch Methoden, die ganz ohne Bohrer auskommen: ein Laser zum Beispiel. „Zudem kann man in bestimmten Situationen mit verschiedenen Mitteln die erweichte, kranke Substanz auflösen, der gesunde Teil des Zahnes wird dabei nicht angegriffen“, sagt Petra Hahn. An weiteren Methoden wird gerade gearbeitet, es gibt bereits einige vielversprechende Ansätze, die aber noch ausreichend in der Praxis erprobt werden müssen. Ist die Karies entfernt, folgt der nächste Schritt: Der Defekt muss versorgt werden, ebenfalls minimalinvasiv. Das geschieht mit speziellen Füllungen. Die bestehen zu etwa siebzig bis achtzig Prozent aus keramischen und Glaspartikeln, der Rest ist Spezialkunststoff. „Mit solchen sehr hochwertigen Füllungen können wir jede Form reparieren, das plastische Material kann in jeden Defekt und jede Rille gefüllt werden, ohne dass unnötig gesunde Zahnsubstanz zerstört werden muss“, erklärt Petra Hahn. Weil der Zahn mit einer speziellen Substanz vorbehandelt wird, kann er sich gut und langfristig mit dem Füllungsmaterial verbinden. Schonung pur ist auch meist der Weg, den der Zahnarzt zum Defekt nimmt: Oft sieht der Kariesbefall von außen viel klei- „Generell haben wir für jeden Eingriff verschiedene Wege. Welcher gegangen wird, muss individuell entschieden werden.“ >> Vorsorge Der natürliche Zahn hält am längsten Die Wissenschaft weiß heute, dass es mit regelmäßiger Prophylaxe und guter Behandlung durchaus wahrscheinlich ist, dass einem die Zähne ein Leben lang erhalten bleiben. Die Chancen stehen dafür am höchsten, wenn es sich um die eigene Zahnsubstanz handelt. Denn alles, was an Zahnsubstanz ersetzt wird, ist nicht von lebenslanger Dauer. Auch wenn moderne Materialien gut gepflegt und geschont werden, nach fünf, zehn, zwanzig oder auch mal dreißig Jahren müssen Veneers und Füllungen, Kronen und Implantate erneuert werden. Nichts hat eine so lange Haltbarkeit wie der eigene Zahn. Ihr Patientenmagazin  11


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