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eMag Dr. Rohleder

Kinderzähne Früh übt sich Gut gepflegte Kinderzähne bilden die Basis dafür, dass das Gebiss eines Menschen ein Leben lang gesund und funktionstüchtig ist. Milchzähne gründlich pflegen? Wozu denn, die fallen doch sowieso aus? – Diese Einstellung ist bei Eltern auch heute noch weit verbreitet. Und grundverkehrt. Denn die ersten Zähne im Leben sind wertvoll: Sie sind das Fundament für ein gesundes, solides Gebiss. Milchzähne haben wichtige Aufgaben. Angelegt werden sie schon sehr früh: in der sechsten Schwangerschaftswoche. Bereits bei der Geburt liegen sie voll entwickelt im Kiefer des Kindes – man sieht jedoch noch nichts von ihnen. Dann geht es aber zügig: Ab dem vierten Lebensmonat brechen nacheinander die ersten Zähne durch, so dass zum ersten Geburtstag meist alle oberen und unteren Schneidezähne sichtbar sind. Bis zum 16. Monat folgen dann die ersten Backenzähne, die Eckzähne zeigen sich bis zum 20. Monat. Ein dreijähriges Kind hat mit 20 Zähnen ein vollständiges Milchzahngebiss. Die neuen, bleibenden Zähne entwickeln sich unter dem Milchgebiss. Das dauert einige Zeit. Zwischen dem 6. und dem 12. Lebensjahr werden die Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt – wann genau, das ist von Kind zu Kind verschieden. In der Regel ist der Zahnwechsel abgeschlossen, bis die Kinder zwölf Jahre alt sind. Warum aber sind Milchzähne so wichtig? Zunächst einmal brauchen wir ein gut funktionierendes Milchzahngebiss für die Nahrungsaufnahme. Um von einem Brot oder einer Karotte abbeißen zu können, müssen die Zähne richtig zueinander ste- hen. Sie leisten auch die Vorarbeit für die Verdauung: Im Mund wird die Nahrung so zerkleinert, dass sie in Magen und Darm vernünftig zersetzt werden kann. Sind die Brocken, die heruntergeschluckt werden, zu groß, kann es zu Verdauungsproblemen kommen. Zudem haben die ersten Zähne eine sogenannte Platzhalterfunktion. Die ersten bleibenden Backenzähne nutzen die hintersten Milchbackenzähne als eine Art Gerüst, an dem sie sich hochhangeln können. Fehlt diese Orientierung, stoßen die bleibenden Backenzähne oft zu weit vorne durch den Kiefer. Milchzähne sind auch essentiell für den Prozess des Sprechenlernens: Fallen die Schneidezähne im Oberkiefer zu früh aus, hat das negative Folgen für die Sprachentwicklung. Die Zunge hat plötzlich vorne mehr Platz, als sie braucht, dadurch klingen S- und Z-Laute merkwürdig, das Kind beginnt zu lispeln. Schlimmstenfalls führen die ständigen Zungenbewegungen zu einem offenen Biss nach dem Zahnwechsel. Deshalb versucht die moderne Zahnmedizin heute alles, um auch schwer geschädigte Milchzähne so lange wie möglich zu erhalten. Es gibt Kronen für Milchzähne und Zahnprothesen für Kinder, auch Wurzelbehandlungen an den ersten Zähnen werden durchgeführt. Sobald der erste Zahn da ist, beginnt das tägliche Putzen. Damit die Zahnpflege ein ganz selbstverständlicher Teil der Körperhygiene wird, ist es ratsam, Kinder so früh wie möglich daran zu gewöhnen. Zweimal täglich die Zähne zu säubern sollte schon für die Allerkleinsten ein festes Ritual im Tagesablauf sein. Um die Zähne und auch den Zahnfleischrand von allen Seiten von Belägen zu befreien, eignet sich ein Wattestäbchen oder eine weiche Kinderzahnbürste. Darauf kommt am besten eine erbsengroße Menge Foto: Voyagerix (Shutterstock.com) Richtig trinken Fläschchen oder Tasse? Dauernuckeln ist gefährlich für Kinderzähne: Weil das Getränk die Milchzähne ständig umspült, wird der weiche Zahnschmelz schnell angegriffen. Je zucker- und säurehaltiger das Getränk, umso ungesünder. Zudem kann das ständige Nuckeln an einem Fläschchen Erosionen an den vorderen Milchzähnen und schließlich ihre Zerstörung verursachen – mit fatalen Folgen für die bleibenden Zähne. Diese sind dann bereits oft schon kariös, wenn sie durchbrechen. Überlassen Sie daher Ihrem Kind nie für längere Zeit ein Fläschchen zum Nuckeln. Gewöhnen Sie es möglichst von klein auf an Wasser und ungesüßte Tees. Sobald der Nachwuchs selbständig sitzen kann, heißt es: Tasse statt Fläschchen. 8   Ihr Patientenmagazin


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